Die Möglichkeiten Harninkontinenz zu behandeln und eine gute hygienische Versorgung sicherzustellen sind vielfältig. Betroffene können selbst dazu beitragen, Risikofaktoren in ihrer Auswirkung abzuschwächen.
Harninkontinenz ist schon lange kein Leiden mehr, das Betroffene als ausweglos empfinden müssen. Helfen kann zunächst der Arzt durch eine sorgfältige Diagnose als Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung. Diese kann in vielen Fällen aus konservativen, also nicht chirurgischen Methoden bestehen, wie:
- Toiletten- oder Blasentraining
- Training der Beckenbodenmuskulatur
- Gabe von Medikamenten
Operationen kommen vor allem bei der weiblichen Stress-/Belastungsinkontinenz infrage.
Entscheidend für den Umgang mit Inkontinenz im Alltag ist eine gute hygienische Versorgung mit qualitativ hochwertigen, aufsaugenden Inkontinenzprodukten. So können Betroffene ein fast normales Leben führen und geraten nicht in die soziale Isolation. Im Rahmen der Selbsthilfe bei Inkontinenz sind die positiven Auswirkungen einer gesunden Lebensführung zu betonen. Sie hilft dabei, Risikofaktoren auszuschalten oder ihre Auswirkungen auf die Blase abzuschwächen.
Tipps für ein "individuelles Selbsthilfeprogramm"
Es sind keine großen Veränderungen der Lebensgewohnheiten erforderlich, um die Blase in ihren natürlichen Funktionen zu unterstützen. Die folgenden Tipps sollen als Anregung für ein „individuelles Selbsthilfeprogramm“ dienen.
- Vollwertige Ernährung: Eine vollwertige Ernährung mit ballaststoffreichen Lebensmitteln hilft bei einer geregelten Verdauung. Vermieden werden sollten dabei Lebensmittel, die zu Blähungen führen. Denn Blähungen können durch die Druckerhöhung im Bauchraum eine Inkontinenz unter Umständen verstärken.
- Geregelte Verdauung: Eine anhaltende Darmträgheit bringt häufiges Pressen beim Stuhlgang mit sich. Dadurch wird das Bindegewebe des Beckenbodens überlastet. Besser ist es, den Aftermuskel mehrmals hintereinander für etwa drei Sekunden anzuspannen. Darauf reagiert der Darm mit vermehrter Bewegung, so dass die natürliche Entleerung eingeleitet wird.
- Ausreichende Flüssigkeitsaufnahme: Aus Angst vor unfreiwilligem Harnabgang trinken Menschen mit Inkontinenz meist zu wenig. Dies setzt eine Spirale in Gang, die zur Verstopfung führen kann und die Durchspülung der Blase verhindert. Ein riskantes Keimwachstum in der Blase kann die Folge sein. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme beträgt beim Erwachsenen – je nach individueller Situation – etwa 1,5 bis 3 Liter am Tag.
- Richtige Bewegung: Regelmäßige Bewegung ist für inkontinente Menschen mit Verstopfung besonders wichtig und kann die Beschwerden deutlich verbessern. Besonders geeignet sind Sportarten, die keinen Druck auf den Bauchraum ausüben, zum Beispiel Spazierengehen, Schwimmen, Tanzen und Radfahren.
- Plötzliche Druckerhöhungen ausgleichen: Dies gilt besonders bei weiblicher Stress-/Belastungsinkontinenz: Husten, Niesen, das Tragen oder falsche Anheben schwerer Lasten führt zu plötzlichen Druckerhöhungen im Bauchraum. Dadurch werden die Beckenbodenmuskulatur und das Schließmuskelsystem am Harnröhrenausgang auf eine Belastungsprobe gestellt, der sie nicht immer standhalten. Indem man lernt, Lasten richtig zu tragen und anzuheben, kann man solche Situationen beckenbodenschonend meistern. Auch ein Beckenbodentraining ist dabei hilfreich.